Es gibt Themen über die man bedenkenlos schreiben kann – wer von seinem Garten, dem Wetter oder anstehenden Feierlichkeiten berichtet, wird kaum Kritik ernten müssen. Das Elternsein jedoch, scheint sowohl auf dem Papier oder Bildschirm, als im realen Leben eine Menge Konfliktpotenzial in sich zu tragen.
Wer mit Kindern durch den Alltag rennt, trifft häufig auf andere Familien mit Kindern. Man versteht sich, verabredet sich zum Spielen, hält Smalltalk oder ausufernde Gespräche an der Kindergarten- oder Schulgarderobe, während die Kinder gemeinsam lernen, toben oder Bauklotztürme in ungeahnte Höhen emporwachsen lassen.




Und dennoch bleibt im Verborgen, in den Gedanken Vieler, die Kritik. Nicht selten wird man als Eltern mit Ratschlägen konfrontiert und mit Tatsachen behelligt, die andere, für uns zum Teil fremde Menschen, für unsere Kinder als richtig oder erstrebenswert erachten. Mit einem Lächeln auf den Lippen lassen wir es über uns ergehen, während wir im Inneren nicht selten genervt rebellieren. Und dennoch nehmen wir es uns selbst heraus, in unseren Gedanken oder in Gesprächen mit anderen ebendiese Position der Alles-Besser-Wissenden einzunehmen. Während die einen Kinder zu ungesund und andere wiederum zu streng ernährt werden, die Bildschirmzeit der einen zu lang und die Schlafenszeit der anderen zu ausufernd ist, der Kindergartenstart der einen enorm früh und der der anderen viel zu spät erfolgt, versuchen wir scheinbar für unser eigenes Verhalten Bestätigung zu finden, indem wir das Verhalten der Anderen verurteilen.
Nicht selten trifft man auf Eltern, die bei beinahe jeder Aussage ihre Kinder betreffend, eine Erklärung oder gar eine Rechtfertigung für ihr Verhalten gleich mitliefern. Vor dem geschilderten Hintergrund ist das nur wenig überraschend. Die Wenigsten scheinen sich bewusst zu machen, dass diese Rechtfertigungen lediglich sich selbst gegenüber gelten sollte.




Wenn Kinder unsere Welt auf den Kopf stellen und sich unser Leben mit der Geburt eines Kindes von einem Tag auf den anderen vollständig verändert, haben wir kaum die Ruhe und Gelassenheit, jede unserer Handlungen abzuwägen oder zu hinterfragen. Vieles passiert spontan, entsteht aus der Situation heraus oder ergibt sich letztendlich ganz anders als ursprünglich geplant. Nichtsdestotrotz setzen wir uns dem Druck aus, uns gedanklich mit anderen zu messen, zu vergleichen oder uns mit deren Kritik auseinanderzusetzen.
Ein gelassenerer Umgang miteinander ebenso wie mit sich selbst, sowie die Akzeptanz dessen, dass Familien und ihre Lebenssituationen ebenso unterschiedlich sind, wie die Kinder, die in diesen aufwachsen, kann vielleicht dazu beitragen mehr Verständnis und Toleranz in unseren Alltag zu bringen.


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